Page 122 - Kanonbildung. Protagonisten und Prozesse der Herstellung kultureller Identität
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120 Waltraud Maierhofer
Die Globalisierung bringt für die Literaturwissenschaft mit sich, dass nationale
Überlieferungen und damit jeder Kanon in Bewegung kommen, die Produkte
sich messen können an anderen Literaturen und für sie offen werden, aber auch,
dass sich dieser Trend zum Transnationalen reibt mit neuen Regionalismen. Wie
andere postmoderne Ansätze brach die feministische Literaturwissenschaft den
Kanon auf, was dazu führte, dass viele kulturelle Produkte der Vergangenheit,
denen die Aufnahme in den Kanon versagt worden war, wieder zum Gegenstand
von Forschung und Lehre wurden und neue Editionen erfuhren. Viele sind
inzwischen durch digitale Editionen einem globalen Publikum jederzeit
zugänglich. Dies gilt insbesondere für literarische und künstlerische Werke von
Frauen. Kauffmanns Zeichnungen mit der Goethebüste und der entsprechende
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Stich sind daher im Internet ebenso leicht abzurufen wie Goethes Werke. Die
Schriften von Jagemann und Vulpius, aber auch Werke wie Ion und Alarcos
müssen ihrer Digitalisierung wohl noch harren, zumindest vorläufig.
77 Eine Bildsuche mit den Stichworten ›Kauffmann Muse Goethe‹ ergibt mit hoher
Priorität die Zeichnung des Victoria and Albert Museum und den Stich unter
http://www.goethezeitportal.de. In den Einträgen zu August Wilhelm bzw. Friedrich
Schlegel im Projekt Gutenberg fehlen derzeit die hier besprochenen Dramen (s. unter
http://www.gutenberg.spiegel.de; Stand bei Drucklegung).