Page 9 - Karl Kollmann: Feldpostbriefe aus der Ukraine (Januar/Februar 1944)
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Karl Kollmann
Briefe von Karl Kollmann jun. Januar 1944 bis Februar 1945
Im Felde Januar 44.
Liebe Eltern und Geschwister!
Nach langen Wochen endlich mal wieder ein Lebens Zeichen von mir. Ich habe
schon wieder allerhand erlebt. An denn Tage, als ich nach der Entlastung aus
Lazarett bei der Kompanie eintraf, wurden wir verladen und begannen eine
mehrtägige lange fahrt zum Süden. Wir verlebten anfangs ruhige Tagen. Am
russische Weihnachtfest lagen wir in einem hübschen Dörfchen. Alles wunderbar
weise Häüser. Die Stuben waren sehr ordentlich. Wir haben alle Gestaunt. Überaus
freundlich war auch Bevölkerung. Wir haben ganz wunderbar gelebt. Zu essen
hatten wir in rauen Mengen. Hähnchen, Schafe, Schweine und Rinder. Der „flotte
Heinrich“ bliebt natürlich nicht aus. Aber das verging. Aus dem fetten leben kommen
wir nicht mehr heraus. Einige Tagen nach den fest wurden wir auf L K Ws. verladen
und wieder eines Tages reise weiter Südlich transportiert. Jetzt sind wir in der Nähe,
wo die großen 26 X S Schienen liegen. Du, lieber Vater, kennst das doch bestimmt.
Seit einigen Tagen befinden wir uns wieder auf dem Vormarsch. Ich bin nicht
Gruppenführer, sondern Kp.- Melder. Mir gefällt das sehr gut.
Die Witterung ist annehmbar. Hans Gunter Kanning ist verwundet worden. Ich
habe es gehört von einem Mann, aus seine Gruppe. Gesehen habe ich ihm nicht
mehr. So sehr schlimm ist es aber nicht gewesen, glaube ich. Augenblicklich backen
wir uns Kartoffel Pfannen Kuchen, die werden wohl schmecken. Wir geht es Euch
denn? Hoffentlich noch gut. Wann ich jetzt zurück komme, steht noch nicht fest.
Alles Gute für die Zukunft. Gleich geht es wieder weiter! Wohin?
Recht herzliche Grüße Eure Karl
Grüß an Schrödes und alle anderen Bekannte.
19.1.1944 - im Felde
Liebe Eltern und Geschwister!
Recht herzliche Grüße sendet Euch K a r l.
Diesen Brief nimmt ein Urlauber mit nach Königsberg. Dann geht es etwas schneller.
Ihr werdet wohl mit Sehnsucht auf Post von mir erwarten. Bei mir ist bis jetzt noch
alles in Ordnung. Hoffentlich bleibt es auch so. Wann ich wegkomme, ist eine Frage
der Zeit. Durch meine Verwundung ist alles anders geworden. Das ist Pech. Es wird
aber schon wieder werden. Wir sind hier ziemlich in Bewegung, immer unterwegs.
Die Verpflegung ist ganz ausgezeichnet. Das Mittagessen ist sehr gut (besonders viel
Fleisch). Die Ukraine ist doch ein reiches Land.
Wann ist der Krieg beendet? Was gibt es zu Hause Gutes? Hat Hans-Georg
schon Urlaub gehabt? Wo liegt August und wie geht es Walter? Ist Werner schon
Luftwaffenhelfer? Was macht der Tommy? Waren viele Urlauber da? Ist schon wieder
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