Page 13 - Karl Kollmann: Feldpostbriefe aus der Ukraine (Januar/Februar 1944)
P. 13

Lemberg, 1. 2. 1944

               Ihr Lieben!

                     Ich will Euch heute nur kurz berichten wo ich bin.
               Wir sind heute Morgen hier ausgeladen worden. Hier im Lazarett ist es ganz nett.
               Verpflegung ausgezeichnet. H. M.: Kartoffeln, Rührei und etwas Wurzelgemüse.
               Ganz prima. Um 3 Uhr gab es Keks u. Kaffee.
                     In ¼ Stunde gibt es Abendbrot. Ich bekomme, ohne daß ich was sagte, Diät. Die
               Verletzung am Unterkiefer ist aber gar nicht schlimm. Egal. Weißbrot schmeckt
               bestens.
                      Heute Abend gibt es Grießbrei und Backobst. Ich erhalte zu dem noch eine
               Jugendliche Zulage. Hier bleiben wir noch einige Tage. Dann geht es weiter.
                      Grade bring man mir noch Weißbrot. Wohin damit?

               Mir geht es also gut. Euch auch?
               Recht herzliche Grüße Karl
               Grüß an die Alt-Oerer!


               Lemberg, 5. 2. 1944

               Ihr Lieben!

                     Recht herzliche Grüße sendet Euch Karl. Ich liege noch in Lemberg. Es geht mir
               ganz gut. Verpflegung ist ganz ausgezeichnet. Ich bekomme Verpflegung - Form II
               (Diät).
                     Morgens gibt es 2 Scheiben Weißbrot mit Marmelade u. 1 mit Butter. Um 10 Uhr
               1 Tasse Suppe. Gegen 12 Uhr wieder Suppe und Kartoffelbrei, Soße, Gemüse, Ei
               oder Fleisch. Gestern gab es als Nachtisch Kompott (Birnen). Um 3 Uhr gibt es 1
               Tasse Kaffee und 3 Stückchen Keks. Kurz vor 6 Uhr gibt es Abendessen.  Vorgestern
               bekam ich 2 Schnitten Weißbrot (mit Butter) und, 3 Stückchen Mehlpfannkuchen.
               Gestern gab es „dicken Reis“ mit Zucker und Zimt und 2 schnitte Weißbrot. Als
               Jugendliche Zulage gab es Heute 2 schnitte Weißbrot mit Wurst und 1 Äpfel. Alle 3
               Stunde gibt es also was zu essen. Man hat manchmal große mühe, alles zu

               schaffen.
                      Die Schwester aber sagt :“Du muß essen, daß du dicke Backen bekommst, du
               kannst noch viel gebrauchen.“ So schlimm ist das aber nicht. Die Schwestern reden

               einem ja immer gut zu.
                     Ich will versuchen, diesen Brief einem Kameraden mitzugeben, der gleich nach
               Deutschland verlegt wird. Vielleicht habt ja ihm dann frühe. Ich wäre sonst auch
               wegkommen, aber ich soll morgen früh noch mit dem Messer Bekanntschaft machen.
               Am O-Schenkel soll der Splitter entfernt werden: Die Sache eitert nämlich stark.
               Nun bleibe ich noch einige Tage hier. Bereue es aber nicht. Die Verpflegung im Heim-
               Lazarett ist bei weitem nicht so gut wie hier. Und hier kommen auch keine Flieger.
                     Hat Hans-Georg schon Urlaub? Wie geht es denn sonst zu Hause?
               Dir, liebe Mutter, zum Geburtstag schon mal recht herzlichen Glückwunsch.

               Seid alle recht herzlich gegrüßt von Euren K a r l



                                                           12
   8   9   10   11   12   13   14   15   16   17   18