Page 11 - Karl Kollmann: Feldpostbriefe aus der Ukraine (Januar/Februar 1944)
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Im Felde 25. 1. 44
Ihr Lieben daheim!
Auch von heutigen Tagen sende ich Euch die herzlichsten Grüße. Heute Morgen
erhielt ich einen langen Brief vom 26.12. liebe Mutter. Habe recht vielen Dank dafür.
Ferne erhielt ich 2 Briefe von Hans-Georg, 1 von Onkel Otto und eine Karte von
Tante Finchen. Das war eine wunderbare Überraschung am Morgen.
Das Äpfel Paket haben meine Kameraden damals geöffnet. Ebenfalls ein
anderes. Das war schon richtig so. Wären die Äpfel noch länger unterwegs gewesen,
hätten vielleicht keine was essen können.
Augenblicklich liegen wir im einem ziemlih ruhigen Feldstellung. Täglich können
wir einige Stunden ins Dorf gehen und Schlafen und uns waschen. Das ist dankbar.
Während diese Zeit wird selbstverständlich auch gut gegessen. Wir essen nur noch
dünn geschnittenes Brot, dick Butter und noch dickerem Fleischbelag. So fett habe
ich lange nicht gelebt. Diese Mengen!
Kühe und Pferde laufen herrenlos umher. Vielfach wechseln sie von Iwan zu uns
herüber und umgekehrt.
Das Wetter ist Sehr gut (angenehm). In der Morgen stunden ist es allerdings
etwas kühl. Augenblicklich scheint die Sonne wunderbar erquickend. Schnee taut
immer mehr weg. Toller Dreck.
Heute gab es auf Markt sonderwahre: Schreibpapier, Schnaps, Spiegel, Creme,
Kämme und so weiter. Dem Landser fehlt also nicht. Die Stimmung ist auch trotz
allem ganz gut. Wenn ich jetzt etwas mehr Glück habe, wird es nicht mehr allzu
lange dauern bis wir zurückkommen. Wir haben unsere Beine heute noch nicht in
Bewegung setzen brauchen. Wer weiß aber, wann? Einen großen Teil der Ztg. die
ich erhalten habe, mußte ich verbrennen. Ich werde jetzt laufend welche
zurückschicken. Ebenfalls das Notizbuch. Habt ihr vielleicht nur von 1944 ergattern
können? Nun allmählich zum schluß. Euch geht es gut? Habt ihr meinen Brief von
30.12. erhalten?
Seid nun alle recht herzlich gegrüßt von Euren Karl.
Morgen früh geht es weiter! Gruß an alle Bekannte und Verwandte.
Schicke bitte kein Päckchen.
Hat es mit dem Schlachten geklappt?
Im Felde 26. 1. 44
Lieber Vater!
Deinen Brief vom 8. 1.1944 habe ich gestern Abend dankend erhalten. Ebenfalls
einen Brief von Dir, liebe Mutter, und die Zeitung von Riga. Auch dafür vielen Dank.
Ich laß die Post bei Kerzenlicht im Panzer-Deckungsloch. Das ist doch was
Herrliches, Post von den Eltern. Augenblicklich bin ich wieder im Dorf. Acht
Hühnchen mußten allein für uns daran glauben. Wir leben ganz toll.
Gestern ging es wieder nicht los. Es wird verschoben. Das ist ja oft so beim
Kommiß. Ich bin ja mal gespannt, wann wir wegkommen. Hoffentlich haben wir jetzt
mehr Glück. Aber so ganz leicht wird der Abschied von den Kameraden hier draußen
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