Page 14 - Karl Kollmann: Feldpostbriefe aus der Ukraine (Januar/Februar 1944)
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Lemberg, 13. 2. 1944

                Ihr Lieben!

                    Von heutigenn Sonntag recht herzliche Grüße. Übermorgen bin ich schon 14 Tage
               hier in Lemberg. Wie schnell vergeht doch die Zeit! Ich wäre auch schon längst in
               meinem Heimatlazarett. Wenn man mich nicht operiert hätte. Die Wunde eitert sehr
               stark. Es entstand eine Verfaltung, da hat man mit einem Gummischlauch den Mist
               herausgeholt. Dann kam noch Fieber hinzu. Höchste Temperatur 39,6 °C. Natürlich
               war ich nicht transportfähig. Ich habe es in den vergangenen Tagen wirklich
               gutgehabt. Nun ist alles wieder in Ordnung. Morgen soll ich nun in die Heimat verlegt
               werden. Ich bin der älteste Patient hier. Die meisten bleiben 3 - 6 Tage hier, dann
               werden sie mit dem nächsten Lazarettzug verlegt.
                      Verpflegungsmäßig kann es nicht besser sein. Die heutige Zulage:1
               Weißbrotschnitte, 1 Butter und 1 mit Wurst und eine mit Ei. Dazu ein Stück
               geschnittenen Apfel. Wein gibt es, Schnaps, Pralinen, Bonbons und Keks. Für
               Bonbons und Keks kann ich mich schon nicht mehr begeistern. Ich werde alles mit
               nach Deutschland nehmen. Da wird es ja so was nicht mehr geben. Unterhaltung
               haben wir auch genug: Radio, Zeitungen, Zeitschriften und Bücher. Ich habe schon
               viele interessante Bücher gelesen.
                      Nun bin ich mal gespannt, in welche Gegend Deutschlands wir nun kommen.

               Fulda? Freiburg? Würzburg? Wäre das nicht fein?
                      Was gibt es denn zu Hause Gutes? Hat Hans-Georg schon Urlaub gehabt? Wie
               sieht es denn im Dorf aus? Was macht denn Schröders Edelrasse? Ist Werner auch
               schon bei der Flak? Sind schon mal wieder Bomben in Eurer Nähe gefallen? Läßt
               Euch aber keine aus Haus werfen! Weißt Ihr etwas von Hans-Günther Kanning? Wie
               geht es ihm?
                      Im Beziechung auf Rechtschreibung habe ich mir in den letzten Briefen ja was
               geleistet. Hoffen wir, das ich nicht noch dann Lehrer werde, am besten ich gehe nach
               dem Krieg erst mal wieder in die Schule.

               Nun seid alle recht Herzlich gegrüßt von Karl.
               Den nächsten Brief werdet Ihr wohl aus einem Heimatlazarett erhalten.



               Reichenberg - Harzdorf, 17. 2. 1944

               Liebe Eltern und Geschwister!

                     Aus der Gau- Hauptstadt des Sudetenlandes sende ich Euch recht herzliche
               Grüße. Heute Morgen traf unser Lazarettzug hier ein. Die Fahrt ging über Krakau,
               Liegnitz, Görlitz und Zittau. Ich liege im Reserve-Lazarett Harzdorf bei
               Reichenberg. Es ist wieder ein Teil-Lazarett. Wir liegen etwa mit 70 Kameraden i
               einer großen Turnhalle. Ein Urteil kann man sich bis jetzt noch nicht erlauben. Das
               Essen war auf jeden Fall gut. Das ist ja auch die Hauptsache. Ein schönes weiches

               Bett ist ja auch ebenfalls vorhanden.
                    Gesundheitlich geht es mir auch ausgezeichnet. Die Wunde sieht sehr gut aus. In
               3 Wochen ist sie bestimmt wieder zu. Ob die Splitter noch entfernt werden, weiß ich
               nicht. Das wird der Arzt morgen früh bestimmen. Der Splitter am Kiefer wird auf jeden



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