Page 10 - Karl Kollmann: Feldpostbriefe aus der Ukraine (Januar/Februar 1944)
P. 10

jemand gefallen oder gestorben? Hoffentlich nicht. Habt Ihr schon mal was von
               Günther K. gehört? Hoffentlich ist es nicht so schlimm. In der letzten Nacht haben wir
               nach langer Zeit mal wieder geschlafen. Das tat gut. Eben sind wir in diesem Quartier
               eingetroffen, aus dem wir in einigen Stunden wieder abmarschieren. Dann geht es
               wieder in eine Stellung auf offenem Feld. Das gibt ein richtiges Höhlenleben. Man
               muß alles mitnehmen.
                     In der letzten Nacht habe ich aus meinen Kleidern eine Anzahl Mieter
               herausgeworfen (Läuse). Das ist eine blöde Plage, besonders beim Schlafen.
               Nun will ich doch allmählich zum Schluß kommen.
               Ich weiß nichts mehr zu berichten. Mündlich wohl mehr.
               Nun seid alle herzlichst gegrüßt von Eurem Sohn und Bruder K a r l.
               Bleibt gesund!

               Grüße an Hans-Georg, Kannings und Schrödes.
               Den letzten Brief habe ich am 17.1.44 geschrieben.



               Im Felde   24.1.44

               Ihr Lieben!

                    Recht Herzliche Grüße sendet Euch Karl. Mir geht es noch ganz gut. Ich liege
               augenblicklich in einem gemütlichem Loch und schreibe. Es ist gar nicht kalt.
               Draußen taut es sogar stark, alles ist mistig und dreckig. Das wird sich aber alles
               schon wieder geben.
                    Wir bekommen Nachmittag um ½ 5 Uhr Mittagsessen. Gestern gab es
               Salzkartoffeln, Rinderbraten (Riesenstück), Soße und Pudding, dazu die bekannten
               Kampfpäckchen: 2 Tafeln Schokolade, Bonbons, Keks, Zigaretten und Schnaps.
               Morgens gegen ½ 5 Uhr gibt es dann nochmals eine warme Suppe. Im übrigen
               haben wir Verpflegung mäßig ganz einwandfrei. Wir essen fett und Fleisch, im rauen

               Menge. Ob das gut geht? Hoffen wie das beste.
                     Ab morgen werden wir wohl wieder unsere Beine in Tätigkeit setzen. Hoffentlich
               haut alles gut hin. Mein letzter Brief ist nicht von einem Urlauber mitgenommen
               worden. Wenn jetzt alles klappt, mußten wir in der nächsten Zeit zurückkommen.
               Aber was klappt bei mir schon. Ich habe in der letzten Zeit doch Pech gehabt. Aber
               auch wieder nicht Pech, sonst wäre meine Verwundung anders ausgelaufen.
                     Wie geht es Hans Georg? Ich erhielt vorgestern seinem Brief von vor
               Weihnachten, Vaters Brief von 23.12. habe ich dankend erhalten. Heute erhielt ich
               die RZ Zeitung von 12.12. hoffentlich läuft das jetzt immer.
                     Wie geht es Euch zu Hause mit Bombenangriffen? Hoffentlich werdet ihr
               verschont. Was gibt Gutes in Dorf?
               Seid nun nochmals recht Herzlich gegrüßt von Euren Karl.

               Habt Ihr was von Hans Gunter gehört.
               Ich bitte nun die Anschrift von G. Kanning. Ich habe seine Adresse leider verloren.
               Alles gute!





                                                            9
   5   6   7   8   9   10   11   12   13   14   15